Hohlraumversiegelung

Hinweis: Bitte vor diesem Artikel den Artikel Rostvorsorge lesen.

Da die Hohlraumversiegelung bei heutigen Kleinwägen eher als vom Hersteller stiefmütterlich behandelt anzusehen ist, sollte man dieser nach dem Kauf eines Fahrzeuges besonderem Augenmerk widmen.

In diesem Fall wurde unserem Daihatsu Materia eine Hohlraumversiegelung gegönnt. Günstig ist das sicherlich nicht, aber abgesehen von der viel besseren Werterhaltung steigt mit so einer Versiegelung auch der Wiederverkaufswert drastisch.

Schauen wir uns aber mal den Zustand unseres Materias EZ 05/07 (Garagenwagen in einer Sammelgarage) nach ziemlich genau 11.000km und 1 Jahr Alter - gefahren in Unterfranken/Bayern - an: 
(alle zu sehenden schwarzen Dämmmatten wurden von mir nachträglich aufgebracht und sind nicht Serie)

   
In der linken Türe (Fahrerseite) war noch garnichts von Rost zu sehen, dafür aber erste Anzeichen in der rechten Türe.

Weiter im Bereich der Front zwischen Stoßfänger und Motorraum:

     
Dort sah es schon etwas schlimmer aus. Dort, wo Bleche aufeinander liegen, und sich gut Schmutz und (Salz-)Wasser sammeln kann, war schon hier und da leichter Rostansatz zu sehen. Nichts dramatisches, aber erste Hinweise, wo Rostschutz angebracht wäre.

 

Im Heckbereich im Bereich des linken Trägers mit der Aufnahme für den Abschlepphaken und das aufgesetzte Blech unter dem hinteren Stoßfänger zeigten erste Anzeichen. Auch nichts dramatisches, aber zur Kenntnis genommen.

 
Im Bereich des Unterbodens alles in Ordnung, dank des recht guten Unterbodenschutzes ab Werk, aber im Bereich der vorderen Achsträger sieht es optisch nicht so schön aus, wobei diese Korrosion als normal anzusehen ist. Wird aber auch gleich mit behandelt. Das Auge isst ja bekanntlich mit. ;-)

 

 


Ein Hinweis noch: Die hier gezeigte Korrosion ist wirklich nicht besonders schlimm, noch außergewöhnlich stark. Andere Hersteller gehen mit dem Korrosionsschutz ab Werk noch stiefmütterlicher um und manche asiatische Autos haben nicht einmal Unterbodenschutz ab Werk. (Als Beispiele nenne ich hier einmal den Dacia Logan - hier mag der geneigte Leser mal in einem entsprechenden Forum nachlesen - und den Honda Jazz, der nicht einmal bzw. nur minimalen Unterbodenschutz hat.)
Daihatsu behandelt seine Bleche anscheinend vernünftig vor, spendiert gefährdeten Teilen eine Verzinkung und lässt europäische Fahrzeuge mit Unterbodenschutz vor der Auslieferung behandeln. Dennoch sollte man seinem Liebling diese Konservierung gönnen.

 


 

Nach der Bestandsaufnahme ging es dann auch gleich ans Werk. Das Mittel der Wahl fiel natürlich auf das sehr renommierte Mike Sanders Korrosionsschutzfett, das in Vergleichstests hervorragend abschnitt und alle auf Wachs basierende Mittel weit abhängte.
Durchführen ließ ich die Hohlraumversiegelung bei Rudolf Ruhl von der Oldtimerschmiede in Bamberg.
Im Voraus demontierte ich alle Türverkleidungen und versiegelte mit Topf, Gaskocher und Pinsel bewaffnet die Türen und Heckklappe in Eigenregie mit Mike Sanders Fett. Vor dem Termin entfernte ich noch die hinteren Verkleidungen im Kofferraum, damit wir leichter an die hinteren Radläufe kommen (was aber nicht unbedingt nötig gewesen wäre, wie sich später herausstellte).
Vor dem Konservieren selbst wurden in der Werkstatt die vordere und hintere Stoßstange, sowie die beiden Rücklichter demontiert.

Die Verarbeitung von Mike Sanders Fett ist etwas aufwändig, da das Fett auf 120°C erhitzt werden muss und man einen Kompressor mit Druckminderer und entsprechende Hohlraumsonden usw. braucht, die ebenfalls vorgeheizt werden müssen. Dass bei der Verarbeitung unbedingt auf Schutzkleidung geachtet werden muss und aufgrund der komplizierten Handhabung viel Erfahrung nötig ist, sollte bei den Temperaturen und dem Aufwand klar sein.

Aber lassen wir nun die Bilder sprechen.


Begonnen wurde von vorne nach hinten. Zuerst also der Bereich hinter dem Stoßfänger, wo viele Hohlräume und Falze zu behandeln waren.


Die Träger des Fahrzeuges sind gut erreichbar und ein Platz, wo sich gerne Rost drin breit macht.


Die Hohlraumsonde im Einsatz. Man sieht den feinen Fettnebel an den Öffnungen im Träger austreten.


Im angesetzten Schweller wurde jeder zweite Stopfen entfernt und ebenfalls großzügig Mike Sanders Fett eingesprüht.


Die Heckpartie besitzt noch viele Hohlräume und Falze. Die Kofferraumholme und hintere Dachholme konnten durch Blindstopfen gut erreicht werden. Achtung beim Einsprühen in den Dachbereich: Der hintere mittlere Gurt liegt ungeschützt im Dachbereich!


In die hinteren Radläufe kommt man auch durch die Kabeldurchführung hinter den Rückleuchten.


Eine Demontage der Kofferrauminnenverkleidung wäre als nicht unbedingt nötig gewesen.


Auch die Motorhaube sollte versiegelt werden, auch wenn das äußere Blech verzinkt ist. Die Falze zum anderen Blech sind immer gute Angriffspunkte für den Rost.


Im Motorraum im Bereich der vorderen Stoßdämpfer sind auch Falze zu finden. Außerdem erreicht man dort die vorderen Radläufe.


Vor der Montage der vorderen Stoßfänger werden die Stellen, an denen der Stoßfänger auf dem Blech aufliegt und reibt mit Mike Sanders Fettband beklebt, so dass auch hier der Rost keine Chance hat.


So sieht der Unterboden nach der Behandlung aus. Alle Falze, Schraubverbindungen und Hohlräume wurden sorgfältig behandelt.

Für die sichtbaren Bereiche im Innenraum (Kofferraumbodenbereich z.B.) und außen (Türscharnier-Auflagen, Heckklapenscharnierauflagen, Falze um die Türen außen herum,...) empfiehlt sich das Owatrol öl. Ist es doch farblos und leicht mit einem dünnen Pinsel vorsichtig aufzutragen. Bezugsmöglichkeit wieder z.B. beim Korrosionsschutz-Depot.



Die Kosten für eine Versiegelung in diesem Ausmaß (ohne Türen, ohne Verkleidungsdemontage) kostet ca. 300€. Kann aber von Fall zu Fall und Auto zu Auto variieren. In diesem Fall wurden 5kg Mike Sanders Fett versprüht und ca. 5,5 Stunden Non-Stop gearbeitet.

Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle Rudolf Ruhl von der Oldtimerschmiede in Bamberg für die sorgfältige Arbeit, der Erlaubnis selbst mit dabei zu sein und auch Fotos von der ganzen Aktion schießen zu dürfen und diese hier zu veröffentlichen.


> An dieser Stelle sei auch auf die Anleitung zum Rostschutz-Selbstanwenden hingewiesen. Mit etwas Zeit und Eigeninitative erreicht man so auch einen guten Rostschutz. Besonders die hier nicht durchgeführte Unterbodenkonservierung und Behandlung der Türen kann man dort nochmal im Detail nachlesen.

 
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