Rostschutz anwenden

Nachdem ich die vergangenen 2 Jahre mit verschiedenen Rostschutzmitteln und deren Anwendung Erfahrung sammeln konnte, finde ich, dass es - gerade für den enthusiastischen Daihatsu Fahrer - an der Zeit ist, eine kleine Anleitung zu schreiben, wie man mit etwas finanziellen ( <100Euro) und umso größeren zeitlichen Aufwand sein Schätzchen in Eigenregie gut vor Rost schützen kann.
Der Schwerpunkt bei diesem Artikel liegt in der Vorgehensweise, wie man wo Vorsorge betreiben soll und welche Mittel gut wirken und dabei auch leicht zu verarbeiten sind.

Anmerkung: Wir gehen hier in dem Artikel von einem relativ jungem Fahrzeug aus - d.h. es ist max. 5 Jahre alt und weist noch keine schweren Roststellen auf. Natürlich ist es am besten ein möglichst junges Fahrzeug zu behandeln. Dies erleichtert auch spätere Kontrollen - man erkennt dann sofort, wo man nachbehandeln muss.

Dieser Artikel behandelt zwar hauptsächlich aktuelle Daihatsu Fahrzeuge, ist mit etwas Fantasie auch auf andere Fahrzeuge anwendbar. Der Hauptunterschied besteht hierbei wohl meist in der Art und Aufwand des Unterbodenschutzes.

Vor der Lektüre dieser Anleitung empfehle ich den Artikel über Rostvorsorge und den Bericht einer Hohlraumversiegelung durchzulesen.


Beginnen wir mit der Einkaufsliste:

  • Pinsel (am besten einen Satz mit verschiedenen Breiten und Dicken kaufen. Müssen nicht die hochwertigsten sein - plus einen Pinsel mit langem Stil zusätzlich zu haben ist von Vorteil. Ein sehr kleiner Pinsel zum tropfenweise Verteilen benötigen wir auch.)
  • Haushaltshandschuhe oder Latexhandschuhe (zu finden in jedem alten abgelaufenen Verbandskasten)
  • Abdeckplane für den Boden (am besten die feste Version mit Verzurrösen) / alternativ genügend Karton
  • Rostschutzmittel:
    • 125ml Owatrol zur nahezu unsichtbaren Versiegelung von sichtbaren Falzen (reicht für ca. 2-3 Fahrzeuge)
    • 1l Fluidfilm NAS für Falze außerhalb des Sichtbereiches und Kanten/Ecken von Hohlräumen. Auch zur (Vor-)behandlung kleiner Rostansätze.
    • 3 Dosen Fluidfilm in der Spraydose plus einer Hohlraumsonde. Dies dient für die Hohlräume und Kanten, die nicht mit dem Pinsel erreichbar sind (z.B. Schweller, Querträger, Kanten in Türen...)
    • 1l Fluidfilm AR für die per Pinsel erreichbaren Hohlräume wie Türen, Heckklappe, Motorhaube und hintere Kotflügel.
    • 1l Permafilm für die Achsträger, fehlender Unterbodenschutz, Radkästen und für die Bereiche unter der Front- sowie Heckschürze. Falls ein Fahrzeug über schlechten und oder wenig Unterbodenschutz verfügt, lieber noch einen zweiten Liter mitbestellen. Dies braucht man bei deutschen(!) Daihatsus neueren Datums (<3-4 Jahre) nicht, da sie im Anlieferungshafen mit einem relativ guten Unterbodenschutz versehen wurden, der großzügig (mit nur kleinen Lücken) aufgetragen wurde.
    • UPDATE: Bitte noch 1 Dose Fluidfilm Liquid A mitbestellen, und dieses ca. 5% zum Permafilm mischen, damit dieses nicht spröde wird. Die Permafilm-Schicht unbedingt alle 2-3 Jahre kontrollieren und evtl. mit etwas Fluidfilm Liquid A auffrischen / elastisch machen. Dies ist nötig, da Permafilm bei etwas dickeren Schichten, die beim Auftragen entstehen können, auf größeren Flächen manchmal etwas rissig wird. Fluidfilm Liquid A kann auch zum Auffrischen des werkseitigen Unterbodenschutzes benutzt werden!
  • Alte Bekleidung, Kopfbedeckung (z.B. alte Schirmmütze / "Cappy") für Über-Kopf-Arbeiten und Schutzbrille (wichtig!)

Manch einer wird bemerken, dass hier das gute Mike-Sanders Rostschutzfett fehlt. Dies hat aber zwei Gründe: Zum Einen ist die Verarbeitung mit Erhitzen und Versprühen bzw. Verpinseln sehr aufwändig (und gefährlich) und zum anderen fließt das Fett im Sommer in großen Mengen aus Motorhaube (warmer Motor + schräg) und Heckklappe aus. Für Schweller und sonstige Hohlräume, die keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, ist es dagegen gut geeignet. Wir greifen aber hierfür auf einfachere Mittel zurück, die man evtl. ab und an erneueren muss. Wer mag, der kann sich bei einem Fachbetrieb die unteren Hohlräume mit Mike-Sanders Fett aussprühen lassen.


Das meiste bei der hier beschrieben Rostvorsorge  kann man zuhause auf dem Hof bzw. einer ruhigen Straße machen, ein, zwei Arbeitsschritte benötigen eine Hebebühne - hierfür gibt es Selbstschrauberwerkstätten, wo man gegen eine geringe Gebühr deren Infrastruktur (v.a. Hebebühne) benutzen darf. Hier sollte man logischerweise sich vorher erkundigen, ob und wie man diese doch etwas sauerei-mäßige Arbeit dort durchführen darf.

Anmerkung: Das Fahrzeug sollte an den behandelten Stellen möglichst trocken sein. D.h. es sollte mindestens einige Tage nicht geregnet haben.


Fangen wir an mit den sichtbaren Falzen.


Links bereits Owatrol aufgetragen, rechts fehlt es noch auf beiden Seiten.

Auf alle sichtbare Falze träufeln wir mit einem sehr kleinen Pinsel vorsichtig Owatrol im Bereich der Heckklappe, der Türen und der Motorhaube auf. Das Öl ist extrem kriechfähig und versiegelt die Falze (die oft nur von langsam spröde werdende überlackierte Dichtmasse überdeckt sind). Zurück bleibt ein leicht gelblicher Film, der aber nur bei genauem Hinsehen auffällt. Die meisten Falze haben zwei Spalten in denen man das Öl träufeln sollte. Immer von Oben nach Unten arbeiten. Das Öl sucht sich nämlich seinen Weg - meist in Richtung Schwerkraft.


Weiter geht es mit dem Innenraum.

 
Innenansicht der Fahrertüre mit Bitumendämmmatten und Rostschutz darin


Solche Stellen sind besonders rostgefährdet. Überall wo Bleche aufeinandertreffen sorgfältig arbeiten.

Vor allem die Hohlräume in Türen und Heckklappe sind gefährdete Bereiche. Die Motorhaube gehört zwar nicht direkt dazu, das Vorgehen ist hierbei aber gleich. Nach der Demontage der Verkleidung und Entfernen der Schutzfolien, falls vorhanden, bringt man mit einem Pinsel so gut es geht das dickflüssige Fluidfilm AR an alle erreichbaren Bereiche. Dort, wo man nicht hinkommt, nimmt man die Spraydose und sprüht mit der kleinen Lanze vor allem die Ränder der Türen/Hauben von Innen ein. Bitte dabei nicht die Abläufe verstopfen. Eine dünne durchgehende Schicht reicht aus. Beim Materia sind die hinteren Radinnenhäuser im Kofferraum auch gut erreichbar. Hier genauso vorgehen wie bei den Türen.


Auch bei Öffnungen wie z.B. den Türgriffen großzügig auftragen.

Anmerkung: Wenn man die Verkleidungen der Türe/Hauben/Radinnenhäuser schon abmontiert hat, lohnt sich evtl. eine vorher aufzubringende Dämmung mit selbstklebenden Bitumendämmmatten. Nach einer Rostschutzbehandlung kann man keine Dämmung mehr anbringen! Pro Türe/Haube kann man mit ca. 1,5 XXL Matten der Maße 50x20cm rechnen. Es muss nicht flächig geklebt werden - in die Zwischenräume mit Abständen reicht. Wer mag, der kann mit je einer zusätzlichen Matte den Hohlraum zum Innenraum hin verschließen.

In die äußeren Schweller gelangt man gut, wenn man die Einstiegsleisten der vorderen Türen abnimmt. Dort mit Fluidfilm aus der Dose die lange Hohlraumsonde einführen und gleichmäßig mittellangsam herausziehen, während man sprüht.


Weiter geht es mit dem Bereich unter der Front- und Heckschürze.




Überlappende Blechbereiche sind Rostnester und daher gut mit Fluidfilm NAS zu behandeln.

Die Front- und Heckschürze ist sehr einfach abzubauen. Nur wenige Schrauben und einige Klipse. Bei den meisten wird bereits leichter Rostansatz an den Stellen zu finden sein, wo sich Bleche überlappen. Diese Stellen werden zunächst mit Fluidfilm NAS mit dem Pinsel behandelt, so dass das Mittel zwischen die Bleche läuft. Stellen, die man mit dem Pinsel nicht erreicht, mit der Sprühdose behandeln.


Hier bereits mit Fluidfilm NAS aufgetragen.


Links nur die kritischen Stellen vorbehandelt und rechts bereits Permafilm aufgetragen.

Die Stellen mit Rostansatz ebenfalls mit Fluidfilm NAS behandeln. Dann wird der restliche Bereich großzügig mit Permafilm Unterbodenschutz eingepinselt. Nach einer kurzen Trocknungsphase kann man ein zweites Mal darüber pinseln um die Schicht gleichmäßiger und dicker zu machen. Auch hier soll die Schicht nicht unbedingt dick sein, sondern durchgängig! Evtl. kann man je nach Lust und Laune den Bereich unter/hinter den hinteren Scheinwerfern ebenfalls mit Permafilm behandeln. Frontscheinwerfer abzubauen lohnt nicht. Dies ist zu aufwändig und nachher muss alles wieder eingestellt werden. Ist auch eher ein seltener Rostherd.


Fluidfilm zwischen den Spalten der Kofferraumöffnung.

Wenn man die Heckschürze abbaut, kann man gleich noch den Gummi zum Kofferraum entfernen und dort Fluidfilm NAS reinlaufen lassen. Danach überschüssiges Fluidfilm abwischen, da es den Gummi aufweichen könnte.


Nun geht es zu den Radkästen.

Dies kann man im Hof machen, oder wesentlich bequemer auf der Hebebühne. Auf diese muss man für den Unterboden ja eh fahren. Bei Verwendung eines Wagenhebers bitte unbedingt etwas unterstellen, so dass der Wagen einen nicht verletzen kann, wenn er vom Wagenheber rutscht. Nach den Rädern die Radkästeninnenverkleidung (geklipst) entfernen und alle erreichbaren Flächen mit Permafilm einpinseln. Falze und Kanten kann man vorher mit Fluidfilm NAS einpinseln. Rostansätze ebenso. Vorhandenen Dreck/Steine im Bereich der Schweller vorher auskehren. Die von dort erreichbaren Fahrwerksteile ebenfalls mit Permafilm behandeln. Die nur lackierten Fahrwerksteile beim Materia neigen besonders an den Kanten zu Rostansatz.


Der  Unterboden...






Achsträger sind unbehandelt und rosten daher schnell. Längsträger sind hohl und mit Hohlraumschutz zu behandeln.

...benötigt bei Daihatsu eigentlich nicht so viel Aufmerksamkeit. Aber zum Einen gibt es Flächen, wo der Unterbodenschutz nicht aufgetragen wurde und zum Anderen sind die Achsträger/Achsteile allesamt nicht behandelt, sondern nur dünn lackiert. Hier unbedingt mindestens eine Schicht Permafilm auftragen. Der schwarze Schutzlack blättert sonst (vor allem an den Rändern und Nahtstellen) bald ab (siehe Bilder) und der Rost macht sich breit. Falls irgendwo bereits Rostansätze zu sehen sind, diese mit Fluidfilm NAS vorbehandeln. Die Nahtstelle des Kraftstofftankes auch rundherum mit Permafilm behandeln. Wenn man mag auch den restlichen Tank. Die Hohlräume in den Längs- und Querträgern mit der Fluidfilm Sprühdose samt Hohlraumdüse behandeln. (Einführen, Abdrücken und dabei mit mittlerer Geschwindigkeit herausziehen.)

 
Achsträger und Unterboden (dies ist kein Daihatsu) mit Permafilm behandelt.

Der Zeitaufwand...

...lässt sich schwer beziffern. Aber ich versuche es mal. Man sollte sich im Klaren sein, dass man das alles in Etappen machen sollte und sich dafür 2-3 Samstage Zeit nehmen muss.

  • Die äußeren Falze dauern je nach Sorgfalt 1-2 Stunden. Man findet dauernd neue Falze, wo man noch das Owatrol Öl entlanglaufen lasen könnte...
  • Die Türen benötigen wegen den Verkleidungen ca. 1 Stunde pro Stück - je nach Übung auch schneller
  • Die Front- und Heckschürze benötigen mitsamt Demontage und Montage jeweils ca. 2-3 Stunden
  • Die Radhäuser gehen eigentlich schnell  - wären da nicht die Räder, die herunter müssen. Ca. 30 Minuten pro Radhaus
  • Der Unterboden ist in ca. 1 Stunde behandelt.

 

Zusammenfassung:

  • Falze im sichtbaren Bereich: Owatrol tropfenweise anwenden.
  • Falze im nicht sichtbaren Bereich, überlappende Bleche, Rostansätze: Fluidfilm NAS mit Pinsel reinlaufen lassen
  • Bereiche in den Türen und Hauben/Klappen bzw. Hohlräume, die man mit den Pinsel erreichen kann mit Fluidfilm AR behandeln.
  • Vom Pinsel unerreichbare Bereiche mit Fluidfilm aus der Dose behandeln (Hohlräume mit kleiner Öffnung, Ränder von Türen/Hauben)
  • Unterboden, Fahrwerksteile und großflächige Bereiche unter den Stoßfängern und in den Radkästen mit Permafilm behandeln


Soweit meine Erfahrung. Die Mengenangaben sollten eigentlich hinhauen. Nur bei der Anzahl der Sprühdosen bin ich mir nicht 100% sicher, ob die Menge reicht. Man kann aber fehlendes Material jederzeit beim Korrosionsschutz-Depot nachbestellen.

Anmerkung: Hohlräume, Unterboden und Falze sollte jährlich - spätestens zweijährlich kontrolliert werden und bei Bedarf nachbehandelt werden. Vor allem Das Fluidfilm-Spray ist nach einigen Jahren in den Hohlräumen vermutlich nicht mehr so wirksam. Dies ist der Preis für die einfache Verarbeitung.

Feedback ausdrücklich erwünscht! 

Und nun viel Spaß bei der "Drecksarbeit". :-)

 
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